12 Monate Ford Mondeo MK5 Turnier 1,5 EB - ein kleiner Erfahrungsbericht (ja, natürlich subjektiv!)

  • „Henry“, „Mustang Kombi“ oder „Mord Fondeo“. Der Mark V hat bei uns verschiedene Namen und hat sich nach fast genau einem Jahr (genauer seit dem 07.12.2019) bei uns in der Familie gut eingelebt. Da passt es auch, dass die Außenfarbe an einen treuen Golden Retriever erinnert – ein idealer Familienhund bzw. Familienkombi.

    Seit also gut 12 Monaten bin ich nun stolzer Besitzer eines Ford Mondeo Turnier „Titanium“ FL mit 1,5 Ecoboost mit Schaltung in Pyrit Silber mit 18-Zoll Ford-Felgen und möchte Interessierten hier mal meinen nicht mehr so ganz frischen ersten Eindruck schildern, nach genau 8888,00 km.

    Im Netz war Ende 2019 einer in meiner Wunsch-Kombination Benzin und Pyrit zu finden, nach etwas Mailverkehr sogar zu einem sehr guten Preis. Tageszulassung mit 15 Km auf der Uhr, also quasi neu.

    8c0d77f76dc902e60f48a02.jpg

    Da nun ein Jahr rum ist, ist es an der Zeit, mit dem Neuen abzurechnen:

    Was gefällt mir? Das Aussehen würde von mir eine glatte 2 bekommen. Die Front ist einfach nur saugut und super sexy! Man könnte meinen, hier tatsächlich einen Mustang Kombi vor sich zu haben. Da hat die FoMoCo alles richtig gemacht. Seite und Heck können da nicht ganz mithalten und aus manchen Blickwinkeln wirkt unser Dickerchen auch ein bisschen übergewichtig, aber trotzdem muss ich sagen, dass er zu den hübscheren Neuwagen gehört. Insgesamt hätte das Design noch mutiger sein dürfen, vor allem das Heck ist mir zu dicklich. Schmalere und aggressivere Partien hätten hier gut zur Sahne-Front gepasst. Aber man kann nicht alles haben. Nochmals: Das Auto sieht gut aus. Es ist kein Traumwagen, aber ich finde ihn attraktiv und gelungen.

    Wichtig waren mir übrigens die 18-Zoll-Felgen, denn kleinere wirken auf dem dicken Ford immer etwas verloren. Noch besser für die Optik wären 19-Zöller, aber der beste Kompromiss waren die originalen Vielspeichen-Felgen, die in Kombination mit der wirklich schönen Farbe „Pyrit Silber“ total gut wirken. Froh bin ich darüber, dass ich keine Dachreling habe; ohne sieht der Fette einfach flacher und aufgeräumter aus.

    f37d988d300.jpg

    Zu den Fahrleistungen gibt es im nächsten Punkt noch mehr, aber der Mondi fährt sich wirklich sehr angenehm. Alles an dem Wagen ist „smooth“ und unaufgeregt, man gleitet bequem dahin und genießt die Fahrt. Die Sitze sind einfach nur toll. Sehr schön! Die Sicht direkt nach vorne ist superb, da das Armaturenbrett ziemlich flach konstruiert ist. Der Ford ist ein tolles Langstreckenauto mit bequemem Gestühl und sehr sehr vielen Goodies, die das Leben schön machen. Die Innenausstattung weiß auch zu gefallen, sie ist nicht zu verspielt und alles macht einen guten, durchaus soliden Eindruck. Sicher nicht auf Audi-Niveau, aber doch überraschend gut. Genial ist die digitale Anzeige im Cockpit. Manche finden das überfrachtet, aber ich finde es klasse, dass man hier alle wesentlichen Infos zur Hand hat und die digitale Anzeige der Geschwindigkeit möchte ich nie mehr missen. Man braucht zwar eine Weile, sich in die ganzen elektronischen Spielereien einzufuchsen, aber am Ende klappt das und man weiß das Angebot als Fahrer auch zu schätzen.

    Was gefällt mir nicht?

    Spaltmaße: Ich hatte es im Forum damals gleich schon angesprochen: Das ist eine Frechheit! Sowas habe ich bislang noch bei keinem Auto gesehen. Der linke Schweller war z. B. im Verhältnis zum vorderen Kotflügel so weit verschoben, dass hier ein Versatz von einem Zentimeter zu sehen war. Und so sieht es – leider - am ganzen Auto aus. Egal ob Heckklappe, Kotflügel vorne oder Türen: Überall sieht man bereits mit bloßem Auge, dass die Spaltmaße sehr ungleichmäßig sind und einige Karosserieteile nicht sauber eingepasst sind. Das führt eigentlich gleich zum nächsten Punkt: Ford-Service. Fairerweise muss man sagen, dass man sich in der Werkstatt beim nächsten FFH letztlich um die Sache gekümmert hat, aber Sprüche wie „Wir arbeiten hier auch nur für Geld!“ und „Das muss beim ausliefernden Händler gerichtet werden.“ (der ist vier Autostunden entfernt) sind einfach nur dreist. Zunächst war der Werkstattchef nicht nur unfreundlich und abweisend, sondern sah auch nicht ein, sich um diese Geschichte zu kümmern. Aus seiner Sicht vielleicht verständlich, aber ich bin da als Kunde leider sehr empfindlich und auch nachtragend. Wenn man so mit Ford-Käufern umgeht, muss man sich nicht wundern, wenn die beim nächsten Mal eine andere Marke bevorzugen.

    Insgesamt gibt es bei der Verarbeitung einige Auffälligkeiten, so sieht man im Innenraum überall weiße Fäden, die raushängen und an etlichen Stellen (z. B. Türverkleidungen) knarzt es jetzt schon, wenn man was anfasst. Ich bin nicht so der Interieur-Fetischist, aber ehrlicherweise muss man sagen, dass andere Marken das doch besser machen, auch im eher unteren Preissegment. Man darf in der Richtung nicht zu viel erwarten, es gibt aber scheinbar eine deutliche Qualitätsstreuung. Valencia schickt auch Mondeos auf die Straße, die ganz ordentlich zusammengebaut wurden, keine Frage.

    An der Heckklappe entdeckt man unter dem Lack "unsauber" bearbeitetes Blech (ich werde das mal bei Gelegenheit fotografieren). Was auch immer das ist – es ist definitiv kein Zeichen von Qualität. Um es mal zusammenzufassen: Das Auto macht an einigen Stellen den Eindruck, dass es etwas hemdsärmelig zusammengeschustert wurde und die Materialien nicht so ganz auf der Höhe sind. Ich weiß, „you get what you pay for“, aber mir ist das mitunter zu viel Lässigkeit.

    Power: Nach den 218-Turbodiesel-PS des Chrysler 300C (mein Ex) fühlen sich die 165 Pferde leider etwas verloren an. Ja, der Vergleich hinkt, ich weiß, Turbo-Diesel gegen Turbo-Benzin und der doppelte Hubraum. Die dicke Kiste, die ja eigentlich ein Dodge Magnum war, hatte aber richtig Dampf und man war damit immer sehr souverän unterwegs, trotz der enormen Größe. Selbst bei über 200 km/h konnte man noch mal durchspurten, erst bei knapp 240 war Schluss, die Beschleunigung war fast schon pervers. Dem Ecoboost-Mondi fehlt diese Kraft einfach, man muss oft früh hochschalten und in einigen Situationen (vor allem auf der AB) kommt mir der Hütte mitunter doch etwas träge vor – sogar so, dass ich mich immer wieder mal erschrecke. Neulich mit fünf Leuten im Auto plus Einkauf im Kofferraum und dann bergauf anfahren … Junge, da hat man schon den Eindruck, dass man gar nicht aus dem Quark kommt … Meiner Einschätzung nach müsste dieses große und adipöse Fahrzeug um die 200 PS + haben, um sich agil und Freude spendend bewegen zu lassen. Das Turboloch merkt man leider immer wieder deutlich, erst nach ein oder zwei Gedächtnissekunden prescht der MK5 dann etwas los, aber nicht, ohne dass man früh hochschaltet. Er ist und bleibt ein sanfter Cruiser für das entspannte Fahren. Der Verbrauch liegt derzeit bei knapp unter 9 Litern im Schnitt. Damit ist der kleine Motor alles andere als sparsam.

    11724f610d1f262c5ccbc.jpg

    Leider funktioniert seit ein paar Wochen meine Start-Stopp-Automatik nicht mehr, manchmal ist das ja ein Problem der Batteriespannung. Mal sehen, ob ich damit zum FFH fahre.

    Und jetzt wirklich Kleinigkeiten: Die Sicht nach schräg vorne ist nicht so gut, denn die A-Säule steht sehr schräg bzw. ist recht flach im Vgl. zu anderen Automobilen. Dann kommt es mir so vor, als wenn sich das Innere schnell und recht ordentlich durch die Sonne aufheizt. Das Sync3 ist insgesamt sehr brauchbar, aber nicht selten träge bis extrem lahm und verstehen tut mich die gute Frau auch längst nicht immer, einiges erscheint mir zudem völlig unlogisch. Beim Fahren ist es innen leise, aber man hört recht prominent das helle Geräusch des Laders, das mich mittlerweile etwas nervt, wenn aus den Boxen kein Heavy Metal ballert.

    Was fehlt mir? Das Voll-LED-Paket wäre sicher eine sinnvolle Ergänzung gewesen, denn die verbauten Funzeln sind echt nicht dolle. Vor dem Kauf bin ich etwas blauäugig davon ausgegangen, dass das mit an Bord ist – war es aber nicht. Die elektrische Heckklappe wäre vielleicht nett gewesen, ich muss aber ehrlich sagen, dass der Kofferraum auch so per Hand leicht zu öffnen und zu schließen ist, da die Klappe im Vergleich zu anderen Kombinationswagen sehr tief sitzt und auch nicht sonderlich schwergängig ist. Leder, Schiebedach? Hatte ich vorher und vermisse ich nicht, nicht mal ein bisschen.

    Automatik hätte ich dagegen aber sehr gerne gehabt, war aber in Kombi mit Benzin als Tageszulassung kaum zu kriegen und als Neuwagen schon mal gar nicht, denn da konnte man nur noch die Diesel ordern (Stand Nov. 2019). Ein AT hätte aber nach meinem Gefühl am besten zum Charakter dieses Fahrzeugs gepasst. Ansonsten hat die Titanium-Variante eigentlich fast alles, was man so braucht. Etliche Features wie das automatische Einparken habe ich noch gar nicht getestet.

    d331c8d6953dd2f8c52.jpg


    Fazit: Also ich würden Ford tatsächlich wieder kaufen, keine Frage. Für das Geld erhält man ein sehr geräumiges und bequemes Fahrzeug mit einer sehr ansprechenden Ausstattung und vielen netten Spielereien mit einem insgesamt gelungenen Design. Den Mondeo sieht man zwar durchaus häufiger im Verkehr (Stichwort „Vertreterflotte“), trotzdem wirkt das Aussehen auf mich nicht so verbraucht wie das vieler andere Fahrzeuge aus sonstiger europäischer Produktion. Es ist zwar kein echter Ami, aber vom gesamten Charakter her kommt der Mondeo da schon etwas dran und das meine ich überwiegend positiv. Was ihm fehlt, ist einfach eine extra Schippe Power in meinem Fall mit 165 PS und auch ein Automatikgetriebe, da das zum Charakter des Mondeo einfach besser passt. Die Qualitätsanmutung ist an einigen Stellen überhaupt nicht überzeugend, aber angesichts des Gesamtpreises ist das noch halbwegs OK. Allerdings relativiert sich der abgerufene Preis dann wieder etwas. Mal sehen, was die nächsten Jahre noch so bringen. Ich werde den Ford jedenfalls noch eine Weile fahren.

    Wer also ein fair eingepreistes Vehikel sucht, das man auch gut auf langen Strecken bewegen kann, der ist mit dem Mord Fondeo/Henry/Mustang Kombi gut bedient. Und ich finde es ausgesprochen schade, dass man diese große und gediegene Legende sterben lässt. Das hat er wirklich nicht verdient!

    247b329fd2a23c76b80193e.jpg

  • dass man diese große und gediegene Legende sterben lässt

    Das mag Ford so geplant haben - wir Forumsmitglieder sicherlich nicht. Ich werde meinen Wagen so lange hegen und pflegen so lange er nicht schrottreif ist und es kein Gesetz gibt, dass ich damit nicht mehr auf die Straße darf.

  • Sehe ich auch so. Meine Tochter hat sich schon angemeldet, sie möchte den Ford gerne fahren, wenn sie 18 ist. Der wird bei uns auch (hoffentlich) lange zuhause sein.

    Es gibt derzeit auch keine anderen Autos, die halbwegs bezahlbar sind und die so einen "Haben-wollen-Faktor" auslösen.

    Mit den Lampen muss ich mal schauen. Wenn das nicht zu teuer ist, warum nicht?

    Jens

  • Dieses Thema enthält 32 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.